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Generative KI: Die Zukunft der Arbeit und des Kundendialogs – Eine umfassende Betrachtung

Generative KI revolutioniert die Geschäftswelt durch dramatische Effizienzsteigerungen und eine Neugestaltung der Kundenerfahrung. Dieser Artikel untersucht die tiefe Verankerung generativer KI in Unternehmensstrategien, beleuchtet die signifikanten Produktivitätsgewinne anhand aktueller Studien und zeigt auf, wie empathische KI-Companions die Kundennähe neu definieren. Wir stehen am Anfang einer Ära, in der KI nicht mehr nur unterstützt, sondern als essentieller Partner in der Wertschöpfungskette agiert.
Dr. Clemens Ammann
Partner Saige
Alvin-Marcus Balazs
Junior Saige
Dieses Bild wurde von den Autoren mit Unterstützung von Midjourney V6.0 erstellt.

In einer Zeit, in der die Digitalisierung in alle Lebensbereiche vordringt, erleben wir eine beispiellose Transformation der Arbeitswelt durch generative KI-Technologien. Forschungen und Fallstudien zeigen, dass diese intelligenten Systeme nicht nur Arbeitsprozesse optimieren, sondern auch neue Möglichkeiten für kreative und empathische Arbeitsweisen eröffnen. In diesem Beitrag fassen wir relevante Studien und Artikel zusammen, die ein Licht auf die facettenreiche Welt der KI-Anwendungen werfen und diskutieren, wie sie die Effizienz, Qualität und menschliche Interaktion am Arbeitsplatz neu definieren.

Die Bedeutung generativer KI für die moderne Arbeitswelt

Überblick zu einigen Applikationen im Bereich der generativen KI (Bildquelle: Sequoia Capital 2023)

Die Relevanz generativer KI in der Geschäftswelt ist heute unbestreitbar und wird durch eine beeindruckende Zahl untermauert: Ein jährlicher Produktivitätszuwachs von bis zu 4,4 Billionen US-Dollar könnte durch ihre Einführung möglich sein (McKinsey 2023). Dies unterstreicht das enorme wirtschaftliche Potenzial, das generative KI-Technologien mit sich bringen. Bei einer Befragung von Unternehmensführungen zeigte sich, dass 96% der Unternehmen generative KI bereits als festen Bestandteil ihrer Geschäftsagenda betrachten (Capgemini 2023). In Deutschland erachten 76% der CEOs generative KI als wichtige Investitionspriorität, ein klarer Hinweis darauf, dass die Führungsebenen das Transformationspotenzial dieser Technologie erkennen und bereit sind, dafür Ressourcen bereitzustellen (KPMG 2023).

Ein weiterer Indikator für den steigenden Einfluss generativer KI ist die zunehmende Nutzung synthetischer Inhalte im Marketing. Prognosen zufolge wird bis zum Jahr 2025 der Anteil synthetisch generierter Marketingnachrichten grosser Organisationen auf 30% anwachsen – ein markanter Anstieg gegenüber weniger als 2% im Jahr 2022 (Gartner 2023). Diese Zahlen signalisieren einen grundlegenden Wandel in der Art und Weise, wie Unternehmen kommunizieren und interagieren, und stellen gleichzeitig eine Chance für Wettbewerbsvorteile dar. Sie verdeutlichen, dass die Integration von KI in Geschäftsstrategien nicht nur ein Trend ist, sondern eine essentielle Komponente für zukünftigen Geschäftserfolg.

Steigerung der Effizienz und Qualität durch KI

In der Studie „Navigating the Jagged Technological Frontier: Field Experimental Evidence of the Effects of AI on Knowledge Worker Productivity and Quality“, durchgeführt vom Digital Data Design Institute der Harvard Business School in Zusammenarbeit mit der Boston Consulting Group, wurde der Einfluss von künstlicher Intelligenz (KI) auf die Leistung bei komplexen und wissensintensiven Aufgaben untersucht (Dell’Acqua et al. 2023). In einem präregistrierten Experiment mit 758 Berater:innen, die etwa 7% der Berater:innen des Unternehmens ausmachten, zeigte sich, dass der Einsatz von KI zu einer signifikanten Produktivitätssteigerung führte. Die Berater:innen erledigten im Durchschnitt 12,2% mehr Aufgaben und waren dabei 25,1% schneller als die Kontrollgruppe ohne KI-Zugang. Darüber hinaus verbesserte sich die Qualität der Ergebnisse um über 40%.

Interessant ist das Konzept der „zackigen technologischen Grenze“ (jagged technological frontier), das verdeutlicht, dass KI einige Aufgaben mühelos bewältigt, während andere, die ähnlich komplex erscheinen mögen, ausserhalb der aktuellen KI-Fähigkeiten liegen. Wenn Aufgaben innerhalb der KI-Kompetenzgrenzen lagen, profitierten die Berater:innen unabhängig von ihrer ursprünglichen Leistungsfähigkeit erheblich von der KI-Unterstützung – die unterdurchschnittlichen Berater:innen verbesserten sich um 43% und die überdurchschnittlichen um 17%. Für eine Aufgabe, die bewusst ausserhalb der KI-Fähigkeitsgrenze ausgewählt wurde, sank die Wahrscheinlichkeit korrekter Lösungen um 19 Prozentpunkte, wenn KI eingesetzt wurde.

Die Studie offenbart zudem zwei Muster erfolgreicher KI-Nutzung durch Menschen: Einige Berater:innen handelten als „Zentauren“, indem sie Aktivitäten der Lösungserstellung entweder der KI oder sich selbst zuwiesen, während andere Berater:innen wie „Cyborgs“ agierten, indem sie ihren Arbeitsablauf vollständig mit der KI integrierten und kontinuierlich mit der Technologie interagierten. Diese Erkenntnisse betonen nicht nur das Potenzial von KI zur Effizienz- und Qualitätssteigerung in verschiedenen Aufgabenbereichen, sondern auch die Bedeutung der menschlichen Anpassungsfähigkeit und Strategie im Umgang mit dieser fortgeschrittenen Technologie.

Produktivität am Beispiel von Microsofts Copilot

Eine Studie zu Microsofts Copilot (Cambon et al. 2023), basierend auf Large Language Models (LLMs), zeichnet ein klares Bild von der Effizienzsteigerung durch KI-gestützte Produktivitätswerkzeuge. Die über 30 durchgeführten Untersuchungen zielten darauf ab, die Auswirkungen von Copilot auf Geschwindigkeit, Qualität und Aufwand bei diversen Aufgaben zu evaluieren. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse untermauern die Hypothese, dass Copilot die Produktivität bei einer Bandbreite von typischen Wissensarbeiteraufgaben signifikant erhöht. Diese Steigerung manifestiert sich vorrangig in einer erheblichen Beschleunigung der Aufgabenbearbeitung, ohne dass dabei nennenswerte Einbussen in der Qualität der Ergebnisse zu verzeichnen sind. Die positive Reaktion der Nutzer:innen spiegelt sich auch in ihrer Zahlungsbereitschaft wider: Personen, die Copilot-Werkzeuge genutzt haben, zeigten eine höhere Bereitschaft zu zahlen als solche, die dies nicht taten, was auf einen Mehrwert über die anfänglichen Erwartungen hinaus hinweist​​.

Eine Zusammenfassung der Geschwindigkeitsergebnisse (Cambon et al. 2023)

Erläuterung: Die grauen Balken, die alle auf 100 % normiert sind, zeigen die Leistung der Studiengruppen an, die keinen Zugang zu einem LLM-basierten Produktivitätstool hatten. Die schwarzen Balken zeigen den prozentualen Anteil der Zeit an, den die Teilnehmer:innen mit Zugang zu einem Tool im Vergleich zu den Teilnehmern:innen ohne Zugang benötigten.

Diese Befunde betonen die Rolle von LLM-basierten Tools als wertvolle Assets, um Effizienz und Qualität in der modernen Arbeitswelt zu steigern und gleichzeitig die Belastung für die Mitarbeiter:innen zu verringern. Insbesondere Copilot förderte eine hohe selbstberichtete Produktivität und wurde von Anwender:innen als weniger anstrengend wahrgenommen. Es ergab sich ein Bild, in dem die Technologie nicht nur bestehende Arbeitsweisen beschleunigte, sondern auch neue Arbeitsweisen eröffnete, die bisher nicht möglich waren.

Fazit und Ausblick: Die neue Ära der Kundennähe durch generative KI

Die jüngsten Fortschritte in der künstlichen Intelligenz, insbesondere im Bereich der generativen KI, haben ein neues Zeitalter für Unternehmen und deren Kundenbeziehungen eingeleitet. Die Fähigkeit von KI-basierten Systemen wie Microsofts Copilot, konkrete Aufgabenstellungen in kürzerer Zeit und mit hoher Qualität zu bewältigen, zeugt von einem grossen Sprung in der Arbeitsproduktivität. Diese technologischen Errungenschaften öffnen nicht nur die Tür für Effizienzsteigerungen, sondern sie bergen auch das Potenzial, die Kundeninteraktionen und das Marketing grundlegend zu transformieren.

Eine erste Studie von Microsoft verdeutlicht, dass es etwa 11 Wochen dauert, bis sich Nutzer:innen an die Arbeitsweise mit Copilot gewöhnen. Dies unterstreicht, dass technologische Integration Zeit und Geduld erfordert. Dennoch ist die positive Entwicklung in der Arbeitszufriedenheit und der Balance zwischen Beruf und Privatleben nach dieser Eingewöhnungsphase ein starkes Argument für die Implementierung solcher KI-Tools in Unternehmen. Eine bessere Work-Life-Balance, erhöhte Arbeitszufriedenheit und effizientere Meetings sind nur einige der beobachteten Vorteile, die sich durch die Nutzung von Copilot einstellen.

Ein weiterer zentraler Aspekt, der durch KI-Companions wie Copilot revolutioniert wird, ist das Relationship Marketing. Durch künstliche Empathie ausgestattete AI Companions sind in der Lage, langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen und zu pflegen. Sie bieten einen Mehrwert, der über die rein funktionale Unterstützung hinausgeht und eine emotionalere Ebene in der Kundeninteraktion ermöglicht. Dies könnte, wie die Studie aus dem California Management Review herausstellt, eine tiefere Bindung zu Marken fördern und somit langfristig die Kundenloyalität stärken (Chaturvedi, Verma, and Srivastava 2024). Unternehmen, die diese Entwicklung erkennen und nutzen, könnten sich durch ein verbessertes Kundenverständnis und eine erhöhte Kundennähe Wettbewerbsvorteile sichern.

Die Zukunft wird zeigen, wie sich diese Technologien weiterentwickeln und welche neuen Geschäftsmodelle und Marktstrategien daraus entstehen. Es ist zu erwarten, dass KI-Tools nicht nur als Hilfsmittel, sondern als integrale Partner in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens angesehen werden. Sie werden zunehmend Einfluss auf Entscheidungsprozesse nehmen, von der Produktentwicklung bis hin zum Kundenservice, und damit die Art und Weise, wie wir arbeiten und konsumieren, nachhaltig verändern.

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